Partnerschaftliche Vereinbarkeit und gesunde Rollenbilder beim LaDaDi etablieren
Das Büro für Chancengleichheit hat in den letzten Wochen zwei neue Köpfe bekommen und ein bekanntes Gesicht hat eine neue Position übernommen.
Mareen Hechler (40) ist seit 1. März Leiterin des Büros für Chancengleichheit. Vor ihrem Einstieg beim LaDaDi war die zweifache Mutter als Referentin für Chancengleichheit bei der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau beschäftigt. Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte und damit Nachfolgerin von Brigitte Hartwig ist seit 1. März Katrin Vogel (37), die zuvor diese Position stellvertretend innehatte. Ihre Stellvertreterin ist seit 1. April Christiane Biallas (41), die aus der KfB ins Büro für Chancengleichheit gewechselt hat. Im Interview sprechen die Kolleginnen über ihren Einstieg während der Corona-Pandemie, ihre Ziele und Motivation für ihren Job.
KT: Frau Hechler, Ihr Einstieg war coronabedingt sicher kein leichter. Wie waren Ihre Eindrücke und Erfahrungen in den ersten Wochen?
Ich habe mich sehr auf meine neue Stelle gefreut, darauf mein neues Team kennenzulernen, Kontakte zu knüpfen, in die Netzwerkarbeit einzusteigen. Stattdessen musste ich im Laufe meiner zweiten Arbeitswoche mein Team ins Homeoffice schicken und eine Notfallplanung für mein Büro entwickeln. Es ist nach wie vor abenteuerlich, bei Telefonkonferenzen nur Stimmen von Menschen zu hören, deren Gesicht ich gar nicht kenne. Ich freue mich umso mehr darauf, jetzt langsam wieder auf reale Menschen zu treffen. Die Situation war natürlich auch auf Teamebene herausfordernd. Aber wir haben das gut gemeistert und ich bin sehr dankbar für mein Team. Letztlich machen die Auswirkungen der Corona-Pandemie, wie Kinderbetreuung, Home Schooling etc. verstärkt sichtbar, wie wichtig Chancengleichheit und damit unsere Arbeit ist.
KT: Frau Biallas, Sie sind aus der KfB ins hiesige Team gewechselt. Welchen Hintergrund haben Sie denn?
Interessiert für die Thematik Gleichstellung habe ich mich, seit mir bewusst wurde, dass ich als Frau bzw. Mädchen wahrgenommen werde und bestimmte Vorstellungen mit diesem Geschlecht verbunden sind. Das waren nicht immer die Vorstellungen, die ich vom Leben hatte.
Ursprünglich habe ich Germanistik und Soziologie studiert und habe dann aber in verschiedenen Bereichen gearbeitet, wie z.B. bei der AWO, wo ich Kurse in Deutsch als Fremdsprache gegeben habe, oder im Personalbereich, woran sich auch meine Tätigkeit bei der KfB anschloss.
Aufgrund meines starken Interesses an gleichstellungspolitischen Themen entschied ich mich 2013 sogar für die Aufnahme einer Promotion im Bereich Gender Studies an der Philips Universität in Marburg. Die Promotion habe ich aus verschiedenen Gründen beendet und mir meine Begeisterung für diese Themen beibehalten. Mit meiner neuen Tätigkeit im Büro für Chancengleichheit schließt sich dazu der Kreis. Darüber freue ich mich sehr.
KT: Katrin, Du arbeitest jetzt fast vier Jahre im Büro für Chancengleichheit. Wo stehen wir denn aktuell beim Frauenförder- und Gleichstellungsplan?
Ich bin sehr zufrieden, wie sich die Situation in den letzten Jahren entwickelt hat. Der neue Plan ist ein Grund zum Türöffnen und ins Gespräch kommen.
Bereits mit meiner Vorgängerin Brigitte Hartwig haben wir am Frauenförder- und Gleichstellungsplan mit unterschiedlichen Fachbereichen gearbeitet. Chancengleichheit begreife ich als Querschnittsaufgabe und die Ausgestaltung des Plans als partizipativen Prozess. Darum gibt es mit dem neuen Plan nun auch eine verwaltungsinterne Steuerungsgruppe, welche die Maßnahmenumsetzung begleitet, die Berichterstattung koordiniert, den Umsetzungsstand überprüft und den Abschlussbericht vorbereitet. Der Plan enthält etwas Gutes für alle von uns. Es liegt an uns, diesen Plan gemeinsam mit Maßnahmen, mit Leben zu füllen. So bin ich etwa mit dem Fachbereich IT und der Ausbildungsleitung im Dialog, um gemeinsam Strategien zu entwickeln und zu erproben, wie wir künftig weibliche Nachwuchskräfte für die IT gewinnen können.
KT: Welche Ziele habt Ihr Euch gesteckt?
MH: Grundsätzlich wollen wir auf eine positive Art für Chancengleichheit und Solidarität werben. Bei Chancengleichheit wollen wir Gutes für Frauen bewirken und auch die Männer in den Blick nehmen, weil Rollenbilder beider Geschlechter und ihre Auswirkungen miteinander verknüpft sind. Das zieht sich durch alle Bereiche – vom Thema Gewaltschutz über existenzsichernde Frauenerwerbstätigkeit und partnerschaftliche Vereinbarkeit von Sorgearbeit bis hin zu Führung in reduzierter Arbeitszeit, Frauen in Führungspositionen usw. Außerdem liegt uns geschlechtergerechte Sprache am Herzen, damit sich alle Menschen angesprochen fühlen.
KV: Als interne Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte unterstützen wir die Kreisverwaltung bei der Etablierung einer partnerschaftlichen Vereinbarkeitskultur und gesunder Rollenbilder. Auch Väter wollen heute Verantwortung in der Familienarbeit übernehmen. Etwa durch Arbeitszeitreduzierung nach der meist zweimonatigen Elternzeit. Das gilt es anzuerkennen. So kann etwa durch Führen mit reduzierter Arbeitszeit partnerschaftliche Vereinbarkeit von Beruf und Familie gestärkt werden. Zur Realisierung braucht es systematische Ansätze. Es kann selbstverständlich werden, dass auch Väter sich mit ihren Vereinbarkeitswünschen an ihre Führungskraft wenden. Gemeinsam können individuelle Lösungen zur Ausgestaltung der partnerschaftlichen Vereinbarkeit von Beruf und Familie gefunden werden.
CB: Kinder brauchen Zuwendung – Väter können´s auch! Wir wollen Mut machen, dass sich sowohl Frauen als auch Männer ihre Vereinbarkeitswünsche erfüllen. Das passende Umsorgen des Kindes ist durchaus von verschiedenen Bezugspersonen machbar. Kinder sollten erfahren, dass sich die Eltern ihre Zeit partnerschaftlich aufteilen können. Das würde helfen, die sozialisierten Rollenvorstellungen endlich zu überwinden. Vielleicht wird es in der nächsten Generation dann schon etwas einfacher.
KT: Ihre Arbeit ist auch stark geprägt von der Zusammenarbeit mit verschiedenen Institutionen. Viele Veranstaltungen wurden abgesagt oder verschoben. Wie halten Sie aktuell Kontakt zu Kooperationspartnern?
MH: Auch die Netzwerkarbeit ist auf alternative Formen ausgewichen. Vieles lässt sich telefonisch oder per Videokonferenz besprechen. Allerdings sind gerade bei anspruchsvollen Themen Gestik und Mimik sehr wichtig. Und es braucht Beziehungen, die tragen. Ich sehne mich nach diesem Teil der nonverbalen Kommunikation und habe auch einfach den Wunsch, mich persönlich vorzustellen.
CB - Christiane Biallas MH - Mareen Hechler KV - Katrin Vogel
Das Interview führte Kerstin Theiß (KT).