„So viel Selbstbestimmung wie möglich, nicht abhängig sein von den Gedanken Anderer.“

Amtsschimmel #9: Lars Richter

Lars Richter ist 46 Jahre und arbeitet als Referent im Jugendbildungswerk der Kinder- und Jugendförderung. Er hat soziale Arbeit studiert und ist bereits seit 2003 beim LaDaDi. Richters Job ist vielseitig und erfordert ein gutes Netzwerk sowie Spontaneität. Der ehemalige Handballer steigt jetzt gern aufs Rennrad und spielt Schlagzeug.

 

MuK: Wie erklärst Du einem Bekannten Deinen Job?
Ich versuche mit unseren Angeboten Jugendliche und junge Erwachsene sowie deren innere und äußere Strukturen so zu stärken, dass sie zu einer selbstbestimmten Persönlichkeit reifen können.
 

MuK: Was hat Dich zum LaDaDi gebracht?
Die damalige Stellenausschreibung in der Zeitung enthielt viele Themenfelder, die ich vorher im ehrenamtlichen Bereich gemacht hatte: Identitätsbildung junger Menschen ganzheitlich fördern, Partizipation und Mitspracherecht stärken, jugendkulturelle und jugendpolitische Angebote kreieren.


MuK: Wie sieht ein typischer Arbeitstag aus?
Es gibt keinen typischen Arbeitstag und das ist auch gut so. Je nach Projekt, Themenstellung, Ort und Kooperationspartnern kann das sehr unterschiedlich sein. Eine gute Arbeitswoche ist vielseitig und beinhaltet Projektarbeit, Kontakte mit den Zielgruppen, Austausch in Netzwerken und hat ausreichend Kapazität für administrative Tätigkeiten.


MuK: Was magst Du an Deinem Job besonders?
Die Flexibilität und die vielen Optionen zur Erreichung der Ziele. Ob mit Musik, Bewegung, Theater oder über Themen, wie Geschlechteridentität, Interkulturalität, Nachhaltigkeit. Leute emotional zu berühren bzw. ihnen Möglichkeiten zu geben, neue und positive Seiten an sich kennen zu lernen. Dabei ist es wichtig vernetzt zu sein. Man muss nicht alles selbst können, jedoch verbindlich und beständig und trotzdem humorvoll und spontan agieren können. Manchmal passt nicht alles, aber das funktioniert dann mit Gelassenheit, Vertrauen und vor allem empathischem Wirken. Ich versuche ein authentisches Vorbild nicht nur für junge Menschen zu sein.


MuK: Welches Ereignis ist Dir in besonderer Erinnerung geblieben?
Besonders die jährlichen Musikcamps, die nie staubig werden. Oder vergangenen Mai hatten wir ein Jahrgangsprojekt über eine Woche an der GCLS (Anm. d. Red.: Georg-Christoph-Lichtenberg-Schule) in Ober-Ramstadt: „Bewegte Zeiten – Emotionale Intelligenz trifft auf politische Bildung“. Die Schülerinnen und Schüler sowie die Lehrkräfte bekamen Hintergrundinfos in Workshops, wie z.B. Geschlechtergerechtigkeit, Entstehung von Rassismus oder zu interreligiösem Austausch, und durften ihr eigenes Menschenbild und Wertesystem reflektieren. Das war großartig.
 

MuK: Hast du schon mal einen „Promi“ getroffen?
Mehrere. Zwei fallen mir spontan ein. Wir hatten in Babenhausen vor vielen Jahren Gerhard Polt engagiert und saßen danach mit ihm in kleiner Runde in der Kneipe. Sehr eindrucksvolle, bodenständige Begegnung auf Augenhöhe.

Mit Lemmy von Motörhead habe ich auf der Bühne gestanden. Ich war Stagehand (Anm. d. Red.: Bühnenhelfer) und gerade am Schlagzeug stabilisieren, als Motörhead ihren Soundcheck machten.
 

MuK: Welches Erlebnis – beruflich oder privat – hat Dich besonders geprägt?
Wir haben mit Freunden Anfang der 90er Jahre ein selbstverwaltetes Jugendcafé gegründet, geleitet und gestaltet. Für uns und für andere mit Interessen außerhalb des gängigen Vereinslebens. Dort haben wir Freizeiten, Konzerte und Unkonventionelles veranstaltet. Die vielfältigen Erfahrungen waren sehr prägend und die Freundschaften sind bis heute noch sehr lebendig.


MuK: Hast Du ein Motto, nach dem Du lebst?
Nicht direkt. Zumindest keine Phrasen. So viel Selbstbestimmung wie möglich, nicht abhängig sein von den Gedanken Anderer. Am Scheitern zu lernen und sich selbst zu reflektieren finde ich wichtig.
 

MuK: Welche versteckten Talente hast Du?
Schauspielerei. Das war zumindest als Kind Thema. Dann kam Sport und später die Musik dazu. Talente sind viele vorhanden. Ich spiele Schlagzeug und hatte verschiedene Bands, die letzte hieß ‚Herr Fuchs‘. Das war ausgefuchstes Zeug.


MuK: Wie schaffst Du einen Ausgleich zum Job?
Generell trenne ich nicht sehr scharf zwischen Job und Ausgleich, sondern versuche auch den Job ausgeglichen zu gestalten. Ansonsten sitze ich sehr gerne im Biergarten, gehe laufen, fahre Rad, mache Musik, treffe Freunde, gehe mit der Dauerkarte zu den Lilien oder genieße die Zeit mit meiner Partnerin.

MuK: Was ist Dein Lieblingsort im LaDaDi und warum?
Es gibt hier viele tolle Orte. Mir fällt spontan die Strecke von Ober-Ramstadt Richtung Zeilhard hoch, am Roßberg entlang, ein. Dort hat man einen wunderschönen Blick über einen großen Teil des Landkreises. Da lohnt sich ein kurzer Stop mit dem Rad zum inne halten.


MuK: Wenn Du Dir beim LaDaDi etwas wünschen könntest, was wäre das?
Etwas moderner zu sein, was den Zugang zu jungen Menschen betrifft. Zeitgemäßer Kontakt zu Jugendlichen ist unerlässlich. Das Vernetzen auf sozialen Kanälen wäre dabei sehr wichtig. Ein Teil des Jobs muss sich dahin verlagern, ansonsten wird man von der Zielgruppe abgehängt.