„Ein gutes Team macht den Job aus.“

Amtsschimmel #14: Julia Frühwein

Anm. d. Red.: Das Interview fand vor Ausbruch der Corona-Pandemie statt.

Julia Frühwein (25) kam 2014 nach ihrem Abitur für ein Duales Studium zum LaDaDi. Mit dem Abschluss in der Tasche zog es sie zunächst in die große weite Welt. Der LaDaDi unterstützte diesen Traum und beurlaubte sie. Seit November 2018 arbeitet sie im Fachbereich Soziales und Teilhabe am Standort Dieburg. Im Interview spricht sie über ihre Arbeit, Fernweh und Heimatverbundenheit.


KT: Wie erklären Sie einem Bekannten Ihren Job?

Ich bin innerhalb des Fachbereiches Soziales und Teilhabe zuständig für existenzsichernde Leistungen nach dem SGB XII. Dazu zählen zum Beispiel der Lebensunterhalt, Kosten der Unterkunft, Krankenversicherung, verschiedene Mehrbedarfe usw. Die Leistungen sind vergleichbar mit Hartz 4, nur ist der Personenkreis ein anderer. Meine Kunden sind nicht mehr erwerbstätig, weil sie entweder bereits im Rentenalter oder dauerhaft bzw. auf Zeit erwerbsgemindert sind.


KT: Wie wirkt sich das Bundesteilhabegesetz (BTHG) auf Ihre Arbeit aus?

Aktuell kommen auf jede Kollegin oder jeden Kollegen in der Grundsicherung jeweils ca. 270 Fälle.Wir haben mit den Änderungen des BTHG, die zum 1. Januar 2020 in Kraft getreten sind, viele neue Fälle hinzubekommen. Insgesamt sind wir 19 Kolleginnen und Kollegen im Team. Wir haben also ordentlich zu tun.


KT: Was mögen Sie an Ihrem Job besonders?

Ich mag besonders den Menschenkontakt. Viele Klientinnen und Klienten sind dankbar für unsere Leistungen. Aber vor allem meine Kolleginnen und Kollegen machen den Job für mich aus. Wir tauschen uns fachlich und persönlich aus, unterstützen uns gegenseitig und harmonieren auch menschlich. Auch in schwierigen oder Krisensituationen können wir Kolleginnen und Kollegen uns aufeinander verlassen. So macht die Arbeit Spaß.


KT: Was hat Sie nach dem Abi zum Amt gebracht?

Ein Duales Studium mit sicheren Jobchancen und verschiedensten Einsatzmöglichkeiten hörte sich nach einer guten Zukunftsperspektive und einer neuen Herausforderung an. Ich bin eher ein praktischer Mensch, reine Theorie macht mir nicht so viel Spaß. Die jeweils drei Monate am Stück, in denen ich während meiner Ausbildung in einer Abteilung eingesetzt war, haben mir am besten gefallen und ich konnte hier durchweg positive Erfahrungen sammeln. Meine Entscheidung für ein Duales Studium habe ich nie bereut. Verwaltung ist gar nicht langweilig, sondern sehr breit gefächert. Noch dazu ist mein Team super, ich fühle mich sehr gut aufgehoben.


KT: Warum hat es Sie ins Ausland gezogen?

Ich war bereits nach der 10. Klasse für ein Jahr in den USA. Dort habe ich in Kansas in einer Gastfamilie gelebt. Das hat mich sehr eigenständig werden lassen und mein Selbstbewusstsein gestärkt. Und meine Reiselust entfacht. Nach dem Studium wollte ich mir meinen Traum einer Weltreise erfüllen. Der LaDaDi hat mich hierfür 13 Monate beurlaubt.


KT: Haben Sie in der Zeit alle Kontinente bereist?

Alle außer Afrika. Ich startete in Südostasien, über Australien nach Neuseeland und den Fidschi-Inseln, besuchte meine Gastfamilie in Kansas, weiter nach Lateinamerika.


KT: Wo hat es Ihnen besonders gefallen und warum?

Besonders Vietnam, Neuseeland und die Galapagosinseln.

In Vietnam habe ich mir ein Motorrad gekauft, war alleine unterwegs – das war ein Abenteuer. Auch in Neuseeland habe ich viele Leute kennengelernt. Dort habe ich mir zusammen mit einer neu kennengelernten Freundin ein altes Auto gekauft, das nur noch einen Monat TÜV hatte. Auch das war sehr abenteuerlich. (lacht) Trotzdem sind wir überall hingekommen. Auf den Galapagosinseln bin ich u.a. mit Haien getaucht. Eine wahnsinnig tolle Erfahrung und eine magische Unterwasserwelt.


KT: Was haben Sie persönlich von der Reise mitgenommen?

Ich war zwar oft alleine unterwegs, bin aber sehr vielen netten Menschen, Reisebegleiterinnen und Reisebegleitern begegnet. Neue Leute und Kulturen kennenzulernen gefällt mir. Grundsätzlich bekommt man einen besseren Bezug zu einem Land, wenn man die Sprache spricht. In Lateinamerika habe ich deshalb einen Spanischkurs absolviert. Das hat mir den Zugang zu den Einheimischen erleichtert. Da setzt man sich einfach mal in einem Café zu Fremden an den Tisch und kommt ins Gespräch. Das ist in Deutschland anders.

Andererseits lernt man auch bestimmte Dinge in der Heimat schätzen, wenn man im Ausland ist.

Es sind auch richtige Freundschaften entstanden. Auf Bali habe ich eine junge Frau kennengelernt, die ich zufällig ein halbes Jahr später in Honduras wieder getroffen habe. Gemeinsam sind wir dann zusammen weitergereist. Das hat persönlich und zeitlich gut gepasst. Dieses Jahr fahren wir zusammen in Urlaub!


KT: Wo geht´s denn hin?

Es wird ein Roadtrip mit dem VW-Bus nach und durch Norwegen/Schweden.


KT: Zurück zum LaDaDi – gibt es hier so etwas wie einen Lieblingsort?

Ich bin in Eppertshausen aufgewachsen und wohne auch noch dort. Hier leben meine Familie und viele Freunde, hier sind meine Wurzeln. Deshalb könnte ich auch nicht auswandern. Ich komme immer wieder zurück.


KT: Wie schalten Sie von der Arbeit ab?

Mit Familie und Freunden und beim Sport. Mein Traum ist es, mal bei einem großen Triathlon mitzumachen.


KT: Haben Sie ein Motto, nach dem Sie leben?

„Live more, fear less.“ Lebe mehr, hab´ weniger Angst. Ich lebe im Hier und Jetzt. Man sollte Träume nicht lange aufschieben, sondern sie einfach umsetzen. Vielleicht hat man später nicht mehr die Gelegenheit dazu und dann ärgert man sich.


KT: Wenn Sie sich beim LaDaDi etwas wünschen könnten, was wäre das?

Die flexiblen Arbeitszeitmodelle mit Gleitzeit und die Home Office-Möglichkeiten gehen in die richtige Richtung. Ich selbst bin Ausbildungsbeauftragte und mir liegt viel daran, dass die Anwärterinnen und Anwärter sowie Azubis weiterhin gut eingearbeitet werden und in viele Bereiche und Themen reinschnuppern können. Schließlich wollen wir sie langfristig binden.