"Von Bürokratie war nirgendwo etwas zu spüren."

Amtsschimmel #12: Petra Daş

Petra Daş, 57 Jahre, ist seit dem 1.2.1991 für die Kreisverwaltung tätig. Sie begann damals mit der Stelle der Geschäftsführerin für den Kreis-Ausländerbeirat. Seit Februar 1995 ist sie Mitarbeiterin im Büro für Chancengleichheit. Neben der Sachbearbeitung im Sekretariat umfasst ihr Tätigkeitsfeld die Organisation von Veranstaltungen und Sitzungen, die Abwicklung des Zahlungsverkehrs und Prüfung der Verwendungsnachweise sowie die Berichterstattung für den hessischen Sozialmonitor. Außerdem ist sie verantwortlich für die Durchführung des Girls´ and Boys´ Day, die Erstellung von Dokumentationen, Infobroschüren und Flyern, die Schriftführung in der Frauenkommission sowie die Pflege der Internetseiten. Sie ist Ansprechpartnerin der Auszubildenden im Büro für Chancengleichheit.

SW: Wie erklärst Du anderen deinen Job:
Ich setze mich für die Gleichberechtigung von Frauen und Männern im LaDaDi ein.
Bei dem Tempo sind wir damit in 257 Jahren fertig ;) – ich habe also einen sicheren Job.

SW: Was hat dich zum LaDaDi gebracht?
Der Ausländerbeirat. Sie wollten mich damals aufgrund meiner Türkisch- und Englisch-Kenntnisse und meiner Erfahrung im Ausländergesetz unbedingt als Geschäftsführerin einstellen…. Was ein Glück für mich. Mit meiner Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau hätte ich sonst bestimmt nie einen Fuß in die Kreisverwaltung bekommen.

SW: Also hast Du Einzelhandelskauffrau gelernt?
Ja, aber just an dem Tag, als ich die Abschlussprüfung hinter mir hatte, war mir klar, dass ich den Job dort nicht wollte. Ich habe dann erst einmal ein Jahr auf einem Bio-Bauernhof gearbeitet: säen, jäten, melken, ausmisten – alles was dazu gehört.

SW: Klingt romantisch.
Ja, die Romantik leidet allerdings etwas, wenn man Feldsalat bei frostigen Temperaturen setzen muss. Meinen Traum, irgendwann einmal einen Farmer auf Neuseeland zu heiraten, habe ich damals also aufgegeben. Später bin ich dann nach Hamburg umgezogen und habe bei einem Rechtsanwalt gejobbt und dort Asylanträge türkischer Kurden übersetzt. Dort hat mich dann eine Band als Dolmetscherin abgeworben, die in Istanbul Instrumente kaufen und Verträge verhandeln wollte.

SW: Wieso sprichst Du eigentlich Türkisch?
Ich habe schon mit 18 angefangen, Türkisch zu lernen, weil meine Mitbewohnerin Türkin war. Deren Mutter und Brüder waren frisch in Deutschland angekommen und konnten kein Deutsch. Ich wollte verstehen, was gesprochen wurde, und so haben wir uns gegenseitig die Sprache beigebracht.

SW: Zurück in die Gegenwart. Was magst du besonders an deinem Job im LaDaDi?
Die Abwechslung. Täglich neue Herausforderungen. Die Betreuung und Unterstützung der Auszubildenden. Die Organisation des Girls´ & Boys´ Day, denn ich liebe es, zu vernetzen und fachbereichsübergreifend zu arbeiten.

SW: Was magst du nicht so?
Die notwendigen Berichterstattungen über unsere Finanzen und Träger an das Sozialministerium. Eigentlich den gesamten „Finanzkram“ und die Prüfungssachen. Mathe ist nicht meine Freundin.

SW: Wie schaffst du einen Ausgleich zur Arbeit?
Ich mache regelmäßig Aqua-Zumba, gehe ins Fitnessstudio und werkele in meinem Garten. Einmal im Monat gönne ich mir einen Wellnesstag mit meiner Freundin in der Sauna.
Außerdem reise ich viel und gerne. Zuletzt nach China und nächstes Jahr geht’s in den Senegal.

SW: Auf welches Erlebnis beim LaDaDi blickst Du gerne zurück?
Auf den Zusammenhalt und die Kraft, die wir während der Unterbringung der Geflüchteten 2015/2016 aufgebracht haben. Ich habe damals einen Dolmetscherpool eingerichtet und viele hilfsbereite, wundervolle Menschen kennengelernt.
Die Unterbringung und Versorgung der Geflüchteten war eine echte Herausforderung. Die Solidarität und der Zusammenhalt unter den Mitarbeitenden der Kreisverwaltung haben mir dabei echt imponiert. Von Bürokratie war nirgendwo etwas zu spüren – es gab kurze Wege und wir waren nah bei den Menschen. Dabei waren wir alle involviert, ob direkt in den Hallen, bei Neuzuweisungen und Umzügen der Flüchtlinge, in den Fachbereichen der Kreisverwaltung oder indirekt, weil wir die Arbeiten unserer Kolleginnen und Kollegen miterledigt und diese vertreten haben.

SW: Wenn Du Dir beim LaDaDi etwas wünschen könntest, was wäre das?
Mehr junge Menschen mit pfiffigen Ideen und weniger Papier. Ich freue mich auf die Digitalisierung, die langsam auch bei uns ankommt. Ein papierfreies Büro wäre mein Traum.