Interview mit Christel Fleischmann

Sie prägen den #LaDaDi seit 30 Jahren durch Ihre Arbeit. Was waren Ihre Ziele, als Sie 2006 Kreisbeigeordneter wurden?

Ich war ja schon vorher im Kreistag und habe mich dort als Fraktionsvorsitzender der Grünen intensiv um Schulen gekümmert. Das hat man nur nicht gemerkt, weil wenig umgesetzt wurde. Das waren heftige Diskussionen – kurzfristig hatte ich sogar ein Verbot, die Schulen zu betreten. Die Schulleitungen haben das aber nicht wirklich durchgezogen, weil ich ihre Interessen vertrete.  

Aber dann wurden Sie offiziell Schuldezernent?

Genau, als die Grünen 2006 wieder in die Kreisregierung kamen, war das die Bedingung für die Koalitionsgespräche. Landrat Jakoubek bot mir letztlich 150 Millionen, um die Schulen zu sanieren, weil er sah, dass dort zu wenig investiert wurde. Heute sind wir bei über 500 Millionen Euro, die ins Schulbauprogramm geflossen sind bzw. fließen.
Geld gab es damals zu 4% Zinsen, also so günstig wie nie. Mittlerweile liegen die Kreditzinsen im Bereich 0,X %. Die Methode des Landkreises Offenbach mit PPP’s (Public Private Partnerships, Anm. d. Red.) wollten wir allerdings nicht, also mussten wir einen eigenen Bereich aufbauen, denn für den Schulbau hatten wir zum damaligen Zeitpunkt zu wenig Leute. 

…die Sie dann in den Eigenbetrieb genommen haben, als Sie den Umweltbereich und das Gebäudemanagement im Da-Di-Werk zusammengefasst haben. Das war damals 2008 ziemlich umstritten.

Deshalb haben wir auch ganze 2 Jahre darüber nachgedacht. Um den Bereich zu professionalisieren, brauchten wir eine Einheit mit Fachleuten, die was vom Handwerk verstehen. Heute haben wir 90 Leute nur im Gebäudemanagement und kümmern uns zusammen mit dem Bildungsbüro und dem Schulservice um Schulentwicklung, Ausstattung, Beförderung, Mittagessen und die Gebäude energetisch optimieren, sowie baulich die neueste pädagogische Standards miteinfließen lassen. Wir gaben uns Mühe, innovativ zu sein, aber immer unter grünen Prämissen. Ich bin ein Grüner und aus der Sicht mache ich Politik. 

Ist damit alles planmäßig gelaufen oder gab es doch noch Unvorhergesehenes?

Beim Schulbau hätte ich nicht damit gerechnet, dass wir 10 Jahre bauen und immer noch nicht fertig sind. Aber die Schullandschaft in Ordnung bringen, das haben wir erreicht. Was wir nicht wussten: dass wir so viele neue Räume brauchen: Ganztagsschulen, Mensen, etc. Wir müssen drei Grundschulen (4-zügig) neu bauen und etliche bestehende stark erweitern, das hat uns eingeholt, das Geld konnten wir nicht in nötige Sanierungen stecken – da habe ich größtes Verständnis für den Unmut. Manchen Schulen sagte ich bereits vor 10 Jahren, dass wir jetzt sanieren und heute muss ich es immer noch. Trotzdem sind wir auf einem ganz anderen Niveau. Alle Schulen sind energetisch optimiert.

Was gibt’s aus dem Umwelt- und Naturschutz zu berichten? Als Sie antraten war das DAS grüne Thema!

Damals war Wolfgang Heimer Leiter der UNB- ein super Typ! Als dann bundesweit die Suche nach einem zusammenhängenden Naturschutzgebiet ausgeschrieben wurde, schlug er das Messeler Hügelland vor, dass aber leider nicht zum Zug kam. Allerdings hatten wir Silke Lautenschläger, die damals für die CDU im Kreistag war und später Ministerin wurde, bevor sie sich in die Privatwirtschaft verabschiedete. Sie kannte natürlich das Messeler Hügelland und seinen ökologischen Wert  und so bekamen wir 50.000 Euro über insgesamt 5 Jahre vom Land Hessen. Betreut wird das Hügelland heute vom Fachbereich Naturschutz,die dort viele publikumswirksame Projekte und Arbeitseinsätze initiiert haben. Auch die Ökomodellregion Süd ist ein toller Erfolg. Hier vernetzten wir Landwirte im Ökolandbau und helfen bei der regionalen Vermarktung. Das Thema braucht sehr viel Engagement, das hätte ich nie gedacht. 

Den Denkmalschutz gibt’s auch noch…

Das stimmt. Am Anfang gab es da schon erstmal Reibungspunkte, es gab  einfach unterschiedliche Meinungen bezüglich des Erhalts eines denkmalgeschützten Objektes. 

Wie ging das weiter?

Es wurde auf einer fachlichen Ebene weiterdiskutiert – und guten Argumenten gegen, bin ich immer offen.  Im Nachhinein war ich dort in diesem Bereich vielleicht nicht präsent genug. Früher habe ich da mehr gemacht, der Terminkalender ist leider oft zu voll – beim Tag des offenen Denkmals bin ich aber immer mitgefahren. 

Seit 2006 sind Sie auch für den ÖPNV zuständig, nicht aber für das Thema Verkehr allgemein. Ist das nicht undankbar?

Ja das ist undankbar- habe ich mittlerweile auch mitgekriegt. Das Thema ist aber jetzt weiter in guten Händen, denn Robert Ahrnt ist ein großer Verkehrsspezialist aus grüner Sicht. Er war im ÖPNV-Bereich und in der Stadtplanung. Er ist einer der geistigen Väter der Nordostumgehung – da war alles fix und fertig geplant, bis es dann abgesägt worden ist. Ich bin sicher, er wird grüne Politik weiterhin konsequent vertreten. 

Bedauern Sie es, dass Sie jetzt ausscheiden? Wie sieht ihr Fazit aus?

Mein Umfeld war immer freundschaftlich und bestimmt von personellen Glücksgriffen. Auch wenn es Rückschläge gab, wir waren immer lösungsorientiert. Ich zähle nicht die Stunden aber bin auch nicht betrübt. Das waren jetzt 13 Jahre auf den Tag genau. Es war eine tolle Zeit. 

Dann gilt’s jetzt eigentlich nur noch, den Hund auszusuchen. Was wird’s denn werden?

Das machen wir in aller Ruhe. Wir haben wirklich noch keine Tendenz. Meine Töchter sind gute Berater - haben beide keine Hunde, aber starke Meinungen. Aber ich werde das sehr ernst nehmen – mit Hundeschule und allem Drum und Dran. 

Und zu ruhig wird’s Ihnen dann nicht?

Von Ruhe kann keine Rede sein. Wir haben ein Froschproblem – also ich hab das ja eigentlich gar nicht, die Nachbarn haben das. Die machen im Frühjahr Konzert und es ist verdammt laut. Der Nachbar hat sich schon Außenrolläden installiert. 

Auswildern geht nicht?

Nein, das sind kleine Teichfrösche, einer der am höchsten geschützten Froscharten. Die darf ich weder fangen noch umsiedeln und den Teich darf ich auch nicht zuschütten –das verbietet die Untere Naturschutzbehörde, was soll ich machen? Das sind 12 Stück. Auch gelegentliche Störche und Reiher konnten das nicht lösen. Im Frühjahr ist das Wasser schwarz vor Kaulquappen und eigentlich hab ich genug Haustiere. 

Jetzt machen wir noch ein Foto- vielleicht vor diesem besonders bunten Bild? Was ist das eigentlich?

Das ist sogar war Besonderes, mit einer richtigen Inventarisierung und so. Vorher hing das beim Landrat, kam da aber nicht zur Geltung. „Dann nimm‘s doch mit!“ hat er gesagt. Das habe ich auch gemacht und wir haben noch den Rahmen schwarz gestrichen. So, los geht’s…