„Man muss die Tat oder das Verhalten von dem Menschen trennen."
Amtsschimmel #8: Diana Köhler
Diana Köhler, 28, ist seit November 2018 in der Aufsuchenden Aktivierung der KfB tätig. Das Team wurde erst Ende vergangenen Jahres zur Unterstützung der Fallmanager neu gegründet und besteht mittlerweile aus sechs Personen. Köhler hat trotz ihres jungen Alters beruflich schon viel erlebt, u.a. im Weiterstädter Gefängnis. Neben ihrer Vollzeitstelle studiert die couragierte Frau Klinische Sozialarbeit.
KT: Was war Dein Berufswunsch in der Schule?
Staatsanwältin
KT: Wie erklärst Du einem Bekannten Deinen Job?
Wir werden intern gern als „Augen des Fallmanagements“ beschrieben. Wir stehen in engem Austausch mit dem Fallmanagern und besuchen Klienten, die nicht auf unsere Schreiben reagieren, in ihrem häuslichen und sozialen Umfeld. Wir machen uns vor Ort ein Bild und sprechen mit den Menschen. So finden wir heraus, welche Unterstützung benötigt wird, damit die Personen wieder in Kontakt mit uns treten.
KT: Und das funktioniert?
Ja! Oft erfahren wir in nur einem Gespräch die ganze Lebensgeschichte. Die Klienten sind Langzeitarbeitslose mit Suchtproblemen, psychischen Problemen usw. Das häusliche Umfeld bietet ihnen einen sicheren Rahmen. Manchmal gehen wir auch eine Runde spazieren. Die Menschen sind dankbar, dass sich jemand Sorgen um sie macht. Bis jetzt habe ich nur zweimal eine abweisende Haltung erlebt.
KT: Was hat Dich zum LaDaDi gebracht?
Ich wollte schon immer zu einer Behörde, weil es da feste Strukturen und geregelte Abläufe gibt.
KT: Wie sieht ein typischer Arbeitstag aus?
Jeder Tag ist anders, den typischen Ablauf gibt es nicht. Da ist eine gute Selbstorganisation gefragt. Ich mache sowohl angekündigte als auch unangekündigte Hausbesuche – manchmal treffe ich die Kunden nicht an. Ich schreibe Berichte für die Fallmanager und gebe Empfehlungen ab.
KT: Was magst Du an Deinem Job besonders?
In 90 Prozent der Fälle erfahre ich Dankbarkeit und Wertschätzung. Das ist die Grundvoraussetzung, dass die Menschen unsere Hilfe annehmen. Ich finde das Konzept der Aufsuchenden Aktivierung sehr gut.
KT: Welches Erlebnis – beruflich oder privat – hat Dich besonders geprägt?
Bevor ich zum LaDaDi gekommen bin, habe ich u. a. vier Jahre Straftäter im Weiterstädter Gefängnis betreut. Diese Zeit hat mich geprägt und gewissermaßen abgehärtet. Denn egal, wer dir gegenübersteht, er oder sie kann eine Straftat begangen haben. Man muss auch z. B. einen Mörder als Menschen sehen; die Tat oder das Verhalten vom Menschen trennen. Die Frage ist nicht warum sondern wofür hat er oder sie das getan?
KT: Hast Du ein Motto, nach dem Du lebst?
„Das Leben ist bunt.“Man weiß nie, was kommt.
KT: Welche versteckten Talente hast Du?
Ich bin handwerklich talentiert, kann gut Möbel zusammenbauen. In Mathe und Physik war ich gut. Ich habe sogar mal ein Jahr Mathematik studiert.
KT: Wie schaffst Du einen Ausgleich zum Job?
Seit sechs Jahren habe ich einen Hund, einen Pudel-Schnauzer-Terrier-Mischling. Mit ihm gehe ich viel spazieren. Und ich erzähle ihm alles. Außerdem puzzle ich sehr gerne.
KT: Was ist Dein Lieblingsort im LaDaDi
Am See in Gräfenhausen gehe ich am liebsten mit meinem Hund spazieren.
KT: Wenn Du Dir beim LaDaDi etwas wünschen könntest, was wäre das?
Es wäre toll, wenn ich meinen Hund in die Arbeit einbeziehen könnte.