Es kommt auf das Verhalten Einzelner an, aber auch auf die Strukturen."
Amtsschimmel #15: Charlotte Kroll
Charlotte Kroll (37) hat vor rund vier Jahren beim LaDaDi angefangen und ist seit Mai 2017 Leiterin des Büros für Migration und Inklusion. Für den Job bringt sie viel persönliche Erfahrung mit. Die Wahl-Hessin ist nämlich eine wahre Weltenbummlerin und musste sich schon häufig in fernen Ländern integrieren.
KT: Wie erklärst Du einem Bekannten Deinen Job?
Ich arbeite daran, sprachliche, räumliche und strukturelle Hürden sichtbar zu machen und entwickle Ideen, wie diese Barrieren abgebaut werden können. Unser Ziel ist ein öffentlicher Dienst für alle. Das erstreckt sich von der barrierefreien Zugänglichkeit der Gebäude über die Verständlichkeit von Formularen bis hin zu konkreten Services, wie zum Beispiel dem Einsatz von Sprachmittlern und Gebärdendolmetschern in Beratungsstellen.
KT: Welchen Hintergrund hast Du?
Ich habe Politik- und Chinawissenschaften studiert und an verschiedenen Hochschulen im In- und Ausland gearbeitet. Meine erste Amtserfahrung konnte ich während eines Praktikums bei der chinesischen Umweltbehörde machen. Eine Doktorarbeit zum Rechtsstaatsbegriff in China habe ich damals angefangen und bin jetzt endlich in den letzten Zügen. Hinter Vollzeitjobs und zwei Kindern musste die Doktorarbeit zurückstehen.
KT: Was hat Dich bei Deinen Auslandsaufenthalten besonders geprägt?
Ich war selbst oft diejenige, die neu dazugekommen ist und sich ihren Platz suchen musste. Es macht einen riesen Unterschied, ob einem die Umgebung das Gefühl gibt, man ist fremd oder eben einfach neu. Dabei kommt es sowohl auf das Verhalten einzelner Menschen an als auch auf die Strukturen.
KT: Gibt es eine Besonderheit beim LaDaDi?
Das Bild der klassischen Verwaltung ist auf jeden Fall überholt. Auch mein Bild von Verwaltung hat sich beim LaDaDi geändert. Verwaltung gestaltet mit. Außerdem herrscht beim LaDaDi eine gute Atmosphäre. Ich mag die vielfältigen Menschen hier sehr und natürlich meine Arbeit.
KT: Was ist denn das Besondere an Deinem Job?
Dass ich jeden Tag etwas Neues erlebe, es ist ein permanenter Lernprozess. Durch die Querschnittsthemen, die wir betreuen, haben wir intern Kontakt zu allen Fachbereichen und extern zu vielen Fachdisziplinen. So habe ich ständig neue Perspektiven und kann meinen Horizont erweitern. Ein Beispiel dafür ist die Erarbeitung des Aktionsplans zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention im LaDaDi.
Weitere Informationen zur UN-BRK unter https://www.ladadi.de/gesellschaft-soziales/migration-und-inklusion/buero-fuer-migration-und-inklusion/interkulturelles-buero/un-behindertenrechtskonvention.html
KT: Was darf auf keinen Fall fehlen?
Gestaltungsspielräume und Kolleginnen und Kollegen, die mitgestalten wollen. Es braucht ein Umfeld, das Lust hat dazu zu lernen.
KT: Wie erlebst Du beruflich und privat die Corona-Pandemie? Wie habt ihr euch im Team organisiert?
Wir sind acht Leute im Team, von denen nur eine für die Arbeit im Home Office ausgestattet war. Also gab es viele vorübergehende Dienstbefreiungen. Als Team sind wir per Videokonferenzen in Kontakt geblieben und haben geschaut, wie wir auch ohne klassische Büroinfrastruktur an unseren Themen weiterarbeiten können. Dank Digitalisierung kann man neue Räume und Formate schaffen, es gibt aber auch noch viele Hürden für Menschen mit Einschränkungen.
Inhaltlich haben wir in dieser Zeit zum Beispiel viele Übersetzungen für den Verwaltungsstab organisiert und unseren regelmäßigen Büro-Newsletter veröffentlicht.
Privat hat es trotz Vollzeitjobs zum Glück gut geklappt, da unsere Jungs schon 12 und 14 Jahre alt und sehr selbstständig sind.
KT: Wie schaffst Du einen Ausgleich zum Job?
Meine Freizeit verbringe ich mit meiner Familie. Wir reisen gerne, zelten, erkunden neue Orte. Schauen unseren Jungs beim Fußball- und Basketballspielen zu. Ich selbst jogge regelmäßig.
KT: Hast Du ein Lieblingsessen?
Da bin ich aus meiner Schulzeit ganz schwäbisch geprägt. Ich liebe gefüllte Nudeln aller Art.
KT: Was ist Dein Lieblingsort im LaDaDi und auf der Welt?
Ich mag Dieburg sehr gerne, den Marktplatz finde ich schön. Da wir in Langen wohnen, bin ich leider viel zu selten im LaDaDi unterwegs. Global gesehen ist Toronto meine Lieblingsstadt. Hier hatten wir als Familie eine tolle Zeit.
KT: Wenn Du Dir beim LaDaDi etwas wünschen könntest, was wäre das?
Einen übersichtlichen und gut verständlichen Internetauftritt, auf dem man schnell die gewünschten Informationen findet. Auch eine englische Version wäre wünschenswert, um den Zugang zu erleichtern.