„Durststrecken sind machbar, wenn das Ziel vor Augen klar ist.“

Amtsschimmel #13: Dr. Michael Stroh

Dr. Michael Stroh (48) ist seit 2004 beim LaDaDi in der Unteren Naturschutzbehörde (UNB) beschäftigt. Der studierte Botaniker bekam schon an der Uni den Spitznamen „Sandmann“, weil sein Spezialgebiet der Sandrasen ist. Stroh stammt aus Dreieich, ist zweifacher Familienvater und hoffnungsloser Optimist.

 

KT: Wie erklären Sie Ihrer Familie Ihren Job?
Meiner neunjährigen Tochter erzähle ich tatsächlich, dass ich Blümchen und Bienchen schütze (lacht). Da hab ich es leicht, ich muss mich für nichts schämen. Im Naturschutz gibt es nur hehre Ziele. Wir setzen uns für die Wiederherstellung von Lebensräumen und den Artenschutz ein.
 

KT: Was hat Sie zum LaDaDi gebracht?
Ich habe an der TU Darmstadt Botanik studiert. Über meine Diplom- und Doktorarbeit bin ich dann 2004 zum Landkreis gekommen. Schon seit den 90-er Jahren gibt es eine Kooperation zwischen dem LaDaDi und der TUD. Die Forschung greift dabei Themen auf und stellt der Verwaltung die Ergebnisse zur Verfügung.
 

KT: Was waren Ihre Hauptstationen bzw. -projekte beim LaDaDi?
In den ersten Berufsjahren habe ich im Naturschutzprojekt „Ried und Sand“ gearbeitet und hatte seitdem meinen Bezirk im Westkreis. Von 2011 bis 2015 war ich GIS (Geografisches Informationssystem)*-Koordinator. Mittlerweile habe ich ein paar Stunden reduziert und mein Bezirk umfasst Erzhausen, Weiterstadt, Griesheim und Pfungstadt. Dem sogenannten „Sandrasen“ bin ich treu geblieben.

Darüber hinaus kümmere ich mich um die Kooperation mit der TUD. Meine Kollegen und ich halten Vorlesungen und bieten Exkursionen an. Damit gewähren wir wichtige Einblicke in die Praxis und können so Nachwuchs rekrutieren. Wir bieten ein Jahr bezahlten Praxiseinsatz auf einer halben Stelle zu flexiblen Konditionen. 

 

KT: Welche Besonderheiten in Bezug auf den Naturschutz weist der LaDaDi auf?
Der „Sandrasen“ ist schon ein ganz besonderes Naturschutz-Highlight. Hier finden sich heute noch Tier- und Pflanzenarten, die sonst in Deutschland weitgehend ausgestorben sind, wie beispielsweise seltene Wildbienenarten, das Zwerggras oder die Sandstrohblume. Einen sehr guten Lebensraum bietet der Babenhäuser Sandrasen auch Urwildpferden.


KT: Was mögen Sie an Ihrem Job besonders?
Die Motivation, die ich aus dem Naturschutz ziehe. Etwas bewegen können, wie etwa einzelne Arten mit Erfolg vom Aussterben bewahren. Außerdem habe ich ein sehr nettes Team. Wir harmonieren nicht nur fachlich, sondern auch menschlich.

 

KT: Was darf auf keinen Fall bei Ihrer Arbeit fehlen?
Perspektiven sind wichtig. Durststrecken sind machbar, wenn das Ziel vor Augen klar ist.

 

KT: Welches Ereignis ist Ihnen in besonderer Erinnerung geblieben?
Als ich 2004 zum LaDaDi kam, war das unter den Naturschützern der „place to be“. Den Sandrasen in Seeheim zu bauen, war schon ein tolles Erlebnis. Alle haben an einem Strang gezogen – von der Kommune bis zu den Landwirten. Das Projekt hat heute noch Vorzeigecharakter.

 

KT: Welche Herausforderungen gilt es zukünftig zu bewältigen?
Der Naturschutz ist in einer bestimmten Zeit entstanden, in zwei bis drei Jahren stehen wir vor einem Umbruch. Nicht nur Arten sterben aus, sondern auch das Fachwissen von Kolleginnen und Kollegen, die in den nächsten Jahren in den Ruhestand gehen. Auch andere Behörden stehen vor dieser Herausforderung. Wir arbeiten daran, unser Wissen zu digitalisieren. Unser studentischer Mitarbeiter hat ein Doku-Wiki für die UNB erstellt, mit dem wir unser Wissen konservieren können.

 

KT: Gibt es ein Motto, nach dem Sie leben?
Ein Motto habe ich nicht. Aber als Sonntagskind bin ich ein nahezu hoffnungsloser Optimist und nur äußerst schwer zu frustrieren.


KT: Welche versteckten Talente haben Sie?
Ich verstecke nichts (lacht). Ich habe den Anspruch, alles selbst zu können. Ich kann kochen, waschen, bin handwerklich begabt.

 

KT: Wie schaffen Sie einen Ausgleich zum Job?
Ich verbringe Zeit mit meiner Familie. Meine Tochter ist neun, mein Sohn elf. Mit meinem Sohn spiele ich Tennis. Außerdem hätten wir gern einen Hund.

 

KT: Was ist Ihr Lieblingsessen?
Ich esse sehr gern Persisch. Meine Frau stammt aus Persien. Und hessische Spezialitäten mag ich auch. Zumal ich kein Biertrinker bin, ich mag Äppler.

 

KT: Was ist Ihr Lieblingsort im LaDaDi und warum?
Ich bin viel und gerne im LaDaDi unterwegs, das bringt der Job einfach mit sich. Projektgeprägt ist mein Lieblingsort die Seeheimer Düne.

 

KT: Und was ist Ihr liebstes Reiseziel?
Korsika. Dort sind wir alle zwei Jahre. Die Insel ist sehr vielfältig und die Korsen eigen.


KT: Was ist Ihr lustigstes Urlaubserlebnis?
Ein Friseurbesuch auf Korsika. Ich hatte es vor dem Urlaub nicht mehr zum Friseur geschafft und war ziemlich zugewachsen. Vor meinem Friseurbesuch hatte ich mir extra sprachlich etwas zurecht gelegt. Allerdings ist mein Französisch nicht besonders gut. Jedenfalls kam ich mit einem Irokesenschnitt raus. Ich bin mir bis heute nicht sicher, ob es wirklich ein Verständigungsproblem war. Oder ob da die alte Widerstandstradition der Korsen hochkam…

 

MuK: Wenn Sie sich beim LaDaDi etwas wünschen könnten, was wäre das?
Eine bessere ÖPNV-Anbindung. Ich nutze gern öffentliche Verkehrsmittel, von Dreieich kommend muss ich aktuell aber die Bahn über Dieburg nehmen. Das ist sehr umständlich und zeitintensiv, sodass ich doch häufiger aufs Auto ausweiche.

 

*Hintergrundinformationen zum GIS